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Die Raimundsreuter Hinterglasmalerei und die Wallfahrt in Kreuzberg. Wissenswertes aus der „Langen Nacht“ im Hinterglaseum. Ein abwechslungsreiches, informatives Programm hat der Verein der Freunde und Förderer des Raimundsreuter Hinterglasbildes e.V. zur Nacht der Museen geboten. Die Teilnehmer wurden im Verlauf des Abends mit einem Viergänge-Menü nach Rezepten aus der „Blütezeit“ der Kreuzberger Wallfahrt verwöhnt. Serviert wurde dieses im ehemaligen Herrenhaus des Glasmachergeschlechts der Hilz, dem heutigen Brennereistadl des Gasthauses Woidhoamat“. Die Vereinsvorsitzende Sigrid Schneider (siehe Foto) konnte zu dieser Veranstaltung besonders begrüßen, den Kreisheimatpfleger Gerd Ruhland, den Gastwirt Michael Kerschbaum, den Familiengesang Schuster und die beiden Musikanten Fritz Barton und Hans Seidl, sowie die Mitglieder der Vorstandschaft. nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Denn fromm und gottesfürchtig waren diese „Wallfahrer“ leider nicht. Denen ging es nur ums Vergnügen. Ums Trinken und ums Kegelschieben. Man stelle sich vor, da hatte man doch damals tatsächlich eine Kegelbahn direkt an die Mauer der Kreuzberger Wallfahrtskirche angebaut. Die Kegelbahn gibt es gottlob heute nicht mehr. Und dann der Schnaps! Zu den Wallfahrten wurden ja immer auch Unmengen von böhmischem Branntwein eingeschmuggelt. Ich habe da kürzlich einen peinlichen Vorfall in den Pflegamts-Akten gefunden. Da beschwerten sich 1733 die Kreuzberger Richter bitterlich bei meinem damaligen Vorgänger. Manche Wallfahrer sollen da schon vor dem Gottesdienst sturzbetrunken gewesen sein und „wie Schweine“ auf dem Friedhof herumgelegen haben, so die Richter. „Wie Schweine!“ Das steht wörtlich so in den Akten. Bei dieser Veranstaltung hat Kreisheimatpfleger Gerd Ruhland viel Wissenswertes über die St. Anna-Wallfahrt Kreuzberg erzählt und dabei einen aufschlussreichen Tatsachenbericht des damaligen Pfleger auf der Burg Wolfstein, Michael Schönauer vorgetragen. Hier der Bericht: Ich möchte mich zuerst kurz vorstellen. Ich heiße Johann Michael Schönauer und ich bin seit dem Jahr 1773 Pfleger in der Burg Wolfstein. Und in diesem hohen Amt als Pflegrichter muss ich dann immer auch ein Auge drauf haben, dass Recht und Ordnung bei uns im Abteiland herrscht und die Bürger nicht zu sehr über die Stränge schlagen. Diesbezüglich gibt es auch heute etwas für mich zu tun. Wir schreiben den 04. Oktober 1777. Ein Samstag. Der erste Samstag nach Michaeli. Ein besonderer Tag. Die Leute sprechen gar von einem „Goldenen Samstag“. Denn heute werden Tausende von Wallfahrern zu unserer Hl. Anna auf dem Kreuzberg pilgern. Ich wiederhole, Tausende! Genau genommen werden wohl 7000 oder 8000 nach Kreuzberg kommen. Und da pilgere ich jetzt auch mit, mittendrin in den Pilgerscharen. Zwar nur vom Schloss Wolfstein aus, aber immerhin. Einen Ablass bekomme ich dafür auf jeden Fall. Vor allem aber muss ich dann in Kreuzberg ein bisschen nach dem Rechten sehen. Meine Vorgänger hatten da so ihre Probleme mit manchen Pilgern. Wobei Pilger da 48 Endlich sind wir oben. Die letzte Steigung war doch schon ganz schön anstrengend. Aber was für ein Rummel ist das hier! Ein riesiger Jahrmarkt sozusagen. Marktstand um Marktstand an der Kirchhofmauer. Auch Krämer und Bäcker aus Freyung verkaufen hier, die Kreuzberger sowieso. Die Gasthäuser sind brechend voll. Das Bier fließt in Strömen. Die Wallfahrer sind durstig, schließlich haben die meisten von ihnen schon viele Kilometer in den Beinen. Immerhin wird hier das gute Bier aus unserem „Hochfürstlichen Bräuhaus Bierhütte“ ausgeschenkt. Da profitiert dann unser Hochwürdiger Herr Fürstbischof auch ein bisschen von dem Wallfahrer-Bierdurst. In unserer wunderschönen Kreuzberger Kirche dann endlich Ruhe. Andächtig knien die Wallfahrer vor dem berühmten Gnadenbild der Hl. Anna Selbdritt nieder und beten. Viele richten hoffnungsvoll Fürbitten an die Heilige Anna. Schließlich hat diese schon so vielen geholfen.

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