Die zahlreichen Votivtafeln geben Zeugnis davon. Noch ganz ergriffen von der feierlichen Hl. Messe begebe ich mich anschließend wieder nach draußen. Und da entdecke ich etwas abseits von den anderen Verkaufsbuden einen ganz besonderen Markstand. Hinterglasbilder gibt es da. Welch leuchtende Farben! Da sehen die alten Kupferstich-Bilder in dem Marktstand daneben im wahrsten Sinne des Wortes blass aus. Ich kann mich gar nicht satt sehen an den vielen Bildern. Schlichte, aber ungeheuer berührende Heiligendarstellungen. Die meisten dieser Bilder werden in dem kleinen Dorf Raimundsreut und in Kreuzbergerhäuser gemalt, sagt man mir. Auf einmal sticht mir ein besonders schönes Bild ins Auge. Was für eine farbenprächtige Darstellung unserer Hl. Anna Selbdritt! Die Hl. Mutter Anna mit dem Jesuskind in ihrer rechten und der Gottesmutter Maria in der linken Hand. Das Bild beeindruckt mich zutiefst, ich muss es einfach haben. 40 Kreuzer zahle ich für das Bild, mehr als einen halben Gulden. Nicht wenig. Für dieses Geld könnte man schließlich zehn Hühner kaufen. Aber das Bild ist das Geld allemal wert. Ein gewisser Johann Kaspar Hilgart habe das Bild gemalt, verrät man mir. Dieser Maler hat seine Werkstatt direkt in Kreuzberg, sein Vater Simon Hilgart malt in Kreuzbergerhäuser. Die Namen sollte man sich merken, denke ich mir. Behutsam trage ich das Bild den Wallfahrtssteig hinab und in die Burg Wolfstein. Dort wird es einen würdigen Platz bekommen. Und als Amtsperson habe ich heute in Kreuzberg nicht einschreiten müssen. Ungeheuer viel los, aber alles in geordneten Bahnen. Ein schöner „Goldener Samstag“. Der Verein der Freunde und Förderer des Raimundsreuter Hinterglasbildes e.V. freut sich, wenn viele das Hinterglaseum besuchen, aber auch an den angeboten Veranstaltungen teilnehmen. (Fritz Denk) Foto: Teilnehmer an der „Langen Nacht im Hinterglaseum“. 49
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