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AUF EIN WORT „Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu!“ Eine Andacht zur Jahreslosung (Offb 21,5) Die Jahreslosung ist eine Zusage an eine verwundete Welt: Eine Welt, die von Kriegen zerrissen, von Katastrophen gezeichnet und von menschlichem Versagen geprägt ist. Und doch ist diese Welt nicht verloren. In ihr lebt die Hoffnung, dass Gott alle ihre Wunden heilt. Das ist keine fromme Vertröstungslyrik. Gottes „Neu“ beginnt nicht erst „dann und dort“, sondern schon jetzt und hier. Jeder Akt der Versöhnung, jede Geste der Barmherzigkeit, jeder Einsatz für Frieden und zur Schonung unsere Mitwelt wirft schon ein Licht auf diese neue Welt. Sie ist schon im Werden! Der Apostel Paulus schreibt: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur“ (2 Kor 5,17). Das heißt: Wir sind nicht nur Zuschauer, sondern Mitwirkende an Gottes Heilung der Welt. „Alles neu!“ ist zugleich Trost, Zuspruch und Anspruch. Christinnen und Christen wissen, dass sie nicht alles Leiden beseitigen und schon gar nicht die Welt heilen können. Alles andere wäre vermessen. Aber wenn sie die Zusage Gottes hören, dann lehnen sie sich nicht zurück und denken: „Dann soll er mal machen. Wird auch langsam Zeit.“ Sondern sie stehen auf und setzten sich für das ein, worauf sie hoffen, mit ihrer Kraft und ihren Gaben. Und sie laden andere ein, mitzumachen und das ihre einzubringen. Die neue Welt, die Gott verheißt, ist eine Welt des Friedens, der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Das bedeutet konkret: Keine Bomben mehr, die Städte zerstören. Keine Flutkatastrophen, die Existenzen wegspülen. Keine Pandemien, die Familien auseinanderreißen. Keine Ausbeutung der Natur auf Kosten ihrer Vielfalt. Und keine Armen mehr, die unter den Augen der Reichen verachtet und im Elend leben. Gottes „Neu“ ist die Antwort auf alles Leid der Schöpfung. Auf vieles davon könnte die Menschheit selbst hinwirken, wenn sie nicht von Egoismus beherrscht wäre. Noch ist Gott nicht alles in allen. Dennoch: Seine Liebe, seine Gerechtigkeit und sein Friede sind der feste Grund, auf dem wir stehen dürfen. In einer Welt voller Verunsicherung ist das die Hoffnung, die bleibt. „Alles neu!“ ist ein Aufruf zum Vertrauen und zum Neubeginn. Ihr Friedrich Selter Regionalbischof für den Sprengel Osnabrück 3

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