Hinterglasmalerei zwischen Geschichte, Genuss und Musik bei der Nacht der Museen Im Rahmen der „Nacht der Museen“, veranstaltete der Verein der Freunde und Förderer des Raimundsreuter Hinterglasbildes e.V., ein vielseitiges Programm aus historischen Einblicken, kulinarischen Köstlichkeiten, musikalischen Darbietungen und einer exklusiven Führung durch das Hinterglaseum. Wie die Vorsitzende Sigrid Schneider in ihrer Begrüßung betonte, ist für jeden etwas dabei: „Es ist geboten für den Verstand, das Gemüt, das Ohr und den Magen.“ Der Kreisheimatpfleger Gerd Ruhland berichtete über den „geldlichen Wert“ der Raimundsreuter Hinterglasbilder zum Zeitpunkt der Erstellung. Besonders interessant waren die Ausführungen zu den Vertriebswegen der Hinterglasbilder, vor allem auch deshalb, weil die Ausstellung im Hinterglaseum dazu nachweislich berichten kann. Bei der Führung durch das Museum erklärt Sigrid Schneider den Verkaufsweg des Kraxenträger Johann Stephandl. Um 1830 entwickelte sich in Raimundsreut eine regelrechte „Hinterglasbild-Industrie“: Fünf Glasmaler produzierten jährlich rund 40.000 Bilder. Ursprünglich durch die St.-Anna-Wallfahrt in Kreuzberg inspiriert, mussten die Künstler nach der Säkularisation 1803 neue Absatzmärkte erschließen. Die Lösung: „Fliegende Händler“, die sogenannten „Kraxenträger“, transportierten die empfindlichen Kunstwerke zu Käufern in ganz Europa. Ein historischer Pass bezeugt, dass etwa der „ledige Bauerssohn Johann Stephandl“ als Träger für den Glasfabrikanten Josef Peterhansl unterwegs war. Im Rahmen der Führung durch das Museum hat der Wirt Michael Kerschbaum eine besondere „Schnapskreation“ angeboten. Dabei sollte auf keinen Fall das mehrgängige Menü, das sich an den Handelsrouten der Hinterglasbilder orientierte, von regionalen Spezialitäten bis zu internationalen Einflüssen vergessen werden. 53
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